Über den Hintergrund von roomchooser.com und barrierefreies Reisen mit persönlicher Assistenz. Diesmal Michael Sicher selbst im Interview. Zu Gast bei Radio Orange 94.0.
Monika Heller: Herzlich Willkommen in der Sendung „Monikas musikalische Reise“, heute Montag der, ich muss mal nachdenken, der 17. Juni. Ich glaube, es ist einen Monat her, seitdem das Ibiza-Video publik gemacht wurde. Aber es geht heute nicht um Ibiza, es geht aber auch um Reiseorte, es geht um sehr schöne Reisedestinationen, nämlich mit einem Studiogast. Studiogast Michael Sicher. Ist er sicherlich auch da? Michael hallo?
Michael Sicher: Hallo!
Monika Heller: Wunderbar. Michael Sicher ist ein ganz, ganz spezieller, interessanter Studiogast, denn er hat ein Online-Portal. Du hast ein Online-Portal gegründet, roomchooser.com, da finden Menschen mit, sage ich mal, eingeschränkter Mobilität, Hotelzimmer, die mehr können als Air-Condition, oder, weiß nicht, WiFi oder Flachbildfernseher, sondern auch so Dinge wie Haltegriffe in der Dusche. Wie bist Du auf diese Idee gekommen, was war Deine Motivation und wohin bist Du schon gereist?
Das geeignete barrierefreie Hotelzimmer
Michael Sicher: Die Idee ist einfach daraus entstanden, da es immer wahnsinnig schwierig für mich war, einfach das geeignete, barrierefreie Hotelzimmer zu finden. Es gibt verschiedene Voraussetzungen und Barrierefreiheit, ist immer etwas sehr Individuelles. Für mich ist es zum Beispiel wichtig, dass das Bett mit einem Hebelifter unterfahrbar ist und diese Informationen kriegt man sehr schwer. Man muss immer bei den Hotels nachfragen und dann ist immer wieder die Frage: „Kann man sich auf diese Information überhaupt verlassen?“ Dadurch, dass Bilder mehr sagen als 1000 Worte, dachte ich, ich mache eben ein Online-Buchungsportal, wo man wirklich sieht, ob man mit diesem Zimmern zurechtkommt, oder nicht. Noch bevor man im Hotel ist und dann beim Einchecken keine bösen Überraschungen erleben muss.
Monika Heller: Die bösen Überraschungen ersparst Du den Menschen, die roomchooser.com in Anspruch nehmen. Das heißt, sie müssen nicht so lange suchen, sie haben auch die Gewähr, dass die Hotelzimmer, entsprechend auch wirklich so sind, wie Ihr sagt. Man kann sich darauf verlassen, das ist dann eben alles da.
Und Du selber möchtest auch doch schon gerne das Thema Barrierefreiheit ansprechen. Ja, wenn man es nicht braucht gerade im Moment, dann ist es ja irgendwie easy und dann gibt es ja Momente, wo wir merken, das ist doch ein sehr wichtiges Thema. Alleine war ich schon nicht ganz, ganz sicher, ob unser Studiogast mit seinem Rollstuhl in das Studio von Orange fahren beziehungsweise hinein kann. Die Lokalitäten, da war ich sicher, aber ich habe sie abgemessen und ich sage das deswegen so, denn es ist nicht sicher, nicht Herr Sicher, dass wenn Monika Heller das abmisst, dass das Aufgeschriebene dem der Realität entspricht. Aber hier, ja, es hat geklappt und das freut mich sehr. Und ich finde es interessant, Dich als Studiogast zu haben, weil Du viel, viel weiter gereist bist, glaube ich, als ich. Also musikalisch reise ich auch sehr viel.
Was sind denn so die Länder, in denen Du schon warst? Länder, Städte, Regionen, wo Du unterwegs warst bisher? Und dann spielen wir noch ein bisschen Musik, aber jetzt einmal, das würde mich am Anfang interessieren.
Mickey Maus kann warten
Michael Sicher: Begonnen hat alles in der Kindheit, wie es damals so üblich war, so Richtung Italien. Das war auch immer eine sehr schöne Zeit, da war das alles noch ein bisschen einfacher. Da war die Barrierefreiheit noch nicht so ein Thema, da war ich noch ein bisschen leichter über Stufen, zwei, drei Stufen rauf zu heben und so weiter, das ging. Gefolgt ist dann eigentlich immer Österreich. Primär in Kärnten, gab es auch sehr schöne Urlaube.
Und ich wollte immer als Kind schon unbedingt, einmal im Leben, zur Mickey Maus nach Orlando, nach Disney World. Das war damals nicht so selbstverständlich, da war Fliegen auch noch ein bisschen extravaganter, als es heute mit diesen Billigfliegern ist und so weiter. Und das Spannende war aber dann, dass ich eine Serie im Fernsehen gesehen habe, wo schweizer Auswanderer in den USA besucht worden sind und irgendwann wurde dann mal der Food- und Beverage Manager vom damals größten Hotel der Welt, dem MGM Grand, mit 5005 Zimmern, interviewt und gezeigt. Und da habe ich mir gedacht: „Die Mickey Maus kann vielleicht doch warten.“ Und es ist Las Vegas geworden. Das war dann der erste Transatlantikflug - nach Las Vegas.
Monika Heller: Und da warst Du, glaube ich, insgesamt vier Mal?
Michael Sicher: Genau, richtig. Es war gerade die Zeit, wo sie begonnen haben, die ganzen Themenhotels zu bauen und alle paar Jahre neue Hotels da waren. Das war noch die spannende Zeit und deswegen hat es mich immer wieder hingezogen, um sozusagen nach dem Neuen zu sehen.
Monika Heller: Siehst Du, aber trotzdem beginnen wir musikalisch, nach dem üblichen Einstieg mit Desireless und Voyage, Voyage, mit dem Beginn. Nämlich mit der Italienreise und gleich mal einer Nacht in Sizilien, immerhin interpretiert von einer aus den USA stammenden Formation, nämlich Pink Martini mit ihrer Notte a Napoli. Kennst Du die Pink Martini?
Michael Sicher: Nein, noch nicht.
Monika Heller: Also so eine Nacht in Napoli. Aber ich denke mal unser Studiogast Michael Sicher, heute, unter anderem Gründer der Online-Plattform roomchooser.com, für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, für Reisende mit eingeschränkter Mobilität, sowohl Touristen, Touristinnen, als auch Geschäftsleute. ist wahrscheinlich in Italien eher im Norden geblieben. So als richtige Österreicher oder Wiener, die damals im Sommer verreisten?
Michael Sicher: Genau. Caorle, der Klassiker.
Monika Heller: Ist ja auch schön. Wir waren sehr oft in Kärnten, also jedes Jahr in Felden am Wörthersee, in Auen eigentlich. Und wir waren fast nie im Ausland, weil mein Vater war Rechtsanwalt und hat total viel gearbeitet und es war ja in Zeiten ohne Internet. Kannst Du Dir überhaupt noch jemanden vorstellen, der das erlebt hat, also ohne Internet? Also er wollte mit seiner Kanzlei in Wien immer in Verbindung bleiben und dazu mussten wir in Österreich bleiben, aber immer dann auch ein kleiner Ausflug nach Tarvis, in die Lederindustrie, also Schuhe und Taschen und tolle Dinge zum Anziehen. Ich habe dann immer Wiener Schnitzel gegessen. Also ich weiß nicht, keine Spaghetti und so. Das war so Reisen in meiner Familie.
Las Vegas, glitzernde Barrierefreiheit
Aber Du bist weit gereist, Du hast von Las Vegas erzählt. Also, die erste Flugreise, große Reise in die USA und das vier Mal,. Was fasziniert Dich an Las Vegas so?
Michael Sicher: Also, damals natürlich, weil alles groß und neu war, kein Vergleich zu hier. Aber was mich generell beeindruckt hat, oder noch immer beeindruckt in den USA, war einfach dieses Gefühl unter Anführungszeichen „normaler“ zu sein, als hier. In Österreich kommt man sich manchmal doch noch immer als Außerirdischer vor, aber dort gibt es auch für Kleinigkeiten Rampen, oder Lifte. Es sind Orte barrierefrei, wo man eigentlich gar nicht gedacht hätte, dass man dort hin kommt. Ich kann mich erinnern, das erste Mal auf dem Stratosphere Tower oben, da war so ein Restaurant und ich habe mir natürlich auch gedacht: „Es wäre toll, beim Fenster zu sitzen.“ Aber da waren halt zwei Stufen. Als Wiener oder Österreicher denkt man sich: „Na gut, dann halt nicht.“ Aber sie hatten sogar für diese zwei Stufen einen Treppenlift. Ja, das ist halt einfach kein Thema. Und auch bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, bei den Bussen oder so, da warten die Leute einfach, bis man mal drin oder draußen ist und das ist irgendwie einfach. Man fühlt sich nicht, als jemand Besonderer sozusagen und das finde ich total angenehm.
Monika Heller: Ja, das ist ein anderer Zugang, eine andere Stimmung, das spielt mit. Nochmal zurück zu Mickey Maus und Las Vegas. Ich will es ja eigentlich wissen, ob Du ein, wie sagt man da, ein Spieler bist, ein Gambler? Ich sage Dir auch warum. Ich habe eine Musik auf dem orangefarbenen Plattenteller liegen, aus dem Film New York, New York und da gibt es ein Stück, das heißt Game Over. Und das konnte ich mir nicht verkneifen.
Michael Sicher: Spieler in dem Sinn, zum Glück nicht. Aber ich spiele gerne hin und wieder Black Jack, weil das macht einfach Spaß. Wenn ich zum Beispiel bei uns nach Baden ins Casino fahre, was selten mal vorkommt, dann gibt es ein gewisses Budget für den Black Jack Tisch. Aber da geht es mehr um die Atmosphäre und einfach den schönen Abend und nicht nur um das Gewinnen.
Monika Heller: Ja, die Atmosphäre. Ich meine, ich war vor vielen Jahren in Wien einmal im Casino und ich habe da ganz geschwind ganz viel gewonnen, ganz geschwind wieder ganz viel verloren. Bin dann mit demselben Gewinn, nach Stunden mühevoller Kleinarbeit, wieder mit dem Gewinn von 2.000 Schilling damals, also 140 Euro, rausgegangen.
Aber die Atmosphäre, es war faszinierend, eine parallele Welt. Ich habe da eine Dame gesehen, die ich von unserem Handarbeitsgeschäft im vierten Bezirk kannte. Eine kleine, eine einfache Frau, Verkäuferin oder vielleicht Besitzerin. Nein Verkäuferin, die da ihr Glück versucht hat. Oder Japaner mit Mohairwesten und ich schwöre es, Spieler die von einem Tisch zum anderen wanderten, einfach mal so die Chips und was auch immer, da hingeworfen haben, wirklich faszinierend. Aber das könnte ich in einer Sendung erzählen, wo Du nicht Gast bist.
Jetzt würde ich wirklich gerne ein Stück spielen, Game Over, das hat mich irgendwie angelacht zum Thema, Las Vegas. Instrumentalmusik aus dem Film New York, New York. Game Over, das passt natürlich sehr gut zur Spielhölle, zu den Spielhöllen wahrscheinlich in Las Vegas. Unser Studiogast, Michael Sicher, Gründer des Online-Portals roomchooser.com war schon öfters dort, aber jetzt auch noch zu anderem.
Reisen mit eingeschränkter Mobilität ist teurer
Weil ich eben so fragte: „Ja spielst Du dort?“ Und gewinnst Du dann dort auch Dein Budget? Denn das Reisen ist ja prinzipiell nicht immer sehr billig und in Deiner Situation brauchst Du ja auch immer jemanden zweiten, der mit Dir reist, also eine persönliche Assistenz, die sehr viel übernimmt. Und die dann auch ein Hotelzimmer braucht mit einer Türe eben, einer Verbindungstüre, und so weiter. Wie organisierst Du Dir das finanziell? Also, ich sage jetzt nicht so Banküberfall, oder vielleicht einfach reich geerbt, oder man hat es einfach, sondern wie machst Du das, dass Du trotzdem viel herumkommst?
Michael Sicher: Generell warte ich mal drauf, dass ich vielleicht im Radio entdeckt werde, dann wird sich das lösen. Aber ja, es gibt doch verschiedene Möglichkeiten, wo man vielleicht sagt, man kann dann für Assistenz Ermäßigung bekommen bei einem Hotel. Oder vielleicht für die zweite Assistenz ein günstigeres Hotel in der Nähe suchen, wenn sie sich abwechseln und so weiter.
Aber natürlich ist es immer Thema und darum ist es auch praktisch, wenn man zum Beispiel, gerade hier in Österreich haben wir es ja auch sehr schön, kürzere Urlaube macht. Ich fahre gerade eigentlich immer dort hin, wo man mit einem Railjet oder mit der Westbahn sehr gut hinkommt, weil man dann flexibel ist. Und die Fliegerei ist ja immer generell ein größerer Aufwand, wenn man zuerst hin und her gehoben wird auf so einem komischen, angsteinflößenden Sessel, wo man dann in das Flugzeug geschleppt wird und wieder auf den Sitz gesetzt wird. Und das Ganze wieder beim Aussteigen und so weiter Darum finde ich das mit dem Zug eigentlich total angenehm. Und da gibt es ja auch schöne Destinationen. Ich finde Budapest ganz toll, zwischendurch, oder auch Innsbruck, München, kleine kurze Tagesausflüge nach Linz zum Beispiel. Also man kann auch hier relativ einfach was entdecken, was einen auch nicht in den Ruin treibt, sozusagen.
Monika Heller: Das wollen wir wirklich nicht. Und ob Du über das Radio entdeckt wirst, vielleicht hört jemand zu, ein Big Spender, der sagt: „Ach, roomchooser.com, eine tolle Idee und ich würde gerne mal jemanden unterstützen.“ Vielleicht, man weiß halt nicht. Du hast ja auch schon, das ist ja lustig, mit meiner Radiokollegin Birgit Denk ein Interview gemacht, das auf Deiner Website das roomchooser.com zu lesen ist. Da wart Ihr, glaube ich, wart Ihr beim Riesenrad oben, oder war da vorher noch das Interview?
Barrierefreies Wien
Michael Sicher: Wir wollten das Interview im Riesenrad machen. Nur als wir dort ankamen, ich glaube das war am 26. Dezember, war eine riesengroße Warteschlange vor dem Riesenrad. Darum haben wir uns daneben in ein Lokal gesetzt und unser Interview gemacht. Aber dann sind wir noch eine Runde Riesenrad gefahren. Da hat sich die Warteschlange schon aufgelöst gehabt und das war dann total toll.
Ich mag diese Interviews. Einerseits mache ich sie irgendwie unkonventionell, es sind nicht diese Standardinterviews. Mich interessieren die Menschen, was sie erlebt haben, was ihnen wichtig ist und so weiter. Und das Interessante an den Interviews ist, dass sie ja an Lieblingsplätzen von den Interviewpartnern an einem barrierefreien Ort stattfinden. Das heißt, ich habe gleichzeitig dann auch für die Gäste, die nach Wien kommen einen Tipp. Sei es jetzt ein Lokal, oder wie zum Beispiel das Wiener Riesenrad. Viele wissen ja nicht, oder fragen sich, ob man mit dem Riesenrad überhaupt mit dem Rollstuhl im Riesenrad fahren kann. Ich möchte eben zeigen, dass so viel möglich ist. Ich finde es auch total witzig, dass man Lilliput-Bahn fahren kann. Es gibt doch die eine oder andere Möglichkeit. Und es ist immer sehr schön, die Geschichten zu hören, warum das gerade der Lieblingsplatz ist, das Lieblingsrestaurant. Und ich denke, das ist wieder eine tolle Information, die eine Planung für den Wien Urlaub einfließen kann.
Monika Heller: Ja, und Du hast ja auch zum Beispiel die Klimt-Villa besucht und auf roomchooser.com vorgestellt. Und etwas Persönliches ist immer etwas sehr, sehr Schönes. Ist lustig mit dem Riesenrad. Schweizer Haus?
Michael Sicher: Das Schweizer Haus habe ich jetzt noch nicht explizit für roomchooser.com besucht, aber vielleicht gibt es noch jemanden, dessen Lieblingsplatz das Schweizer Haus ist.
Monika Heller: In meiner Familie kenne ich jemanden, die wollen mich immer ins Schweizer Haus locken. Ich habe sogar einen Gutschein bekommen für das Schweizer Haus. Also, wenn Du Bier gerne trinkst?
Michael Sicher: Ab und zu, aber nicht so häufig. Das Schweizer Haus ist mit dem Garten auch gemütlich. Aber es gibt in Wien so viele großartige Lokalitäten, die vielleicht weniger überlaufen sind. Ich finde es auch wichtig, dass man Tipps kriegt, die abseits der Touristenpfade liegen, wo man wirklich ein bisschen Einheimischer sein kann und dort hin geht. Das erfährt man dann eben von verschiedenen Menschen, die sagen: „Hier bin ich öfter, spanne ich aus, hier ist wirklich mein Ruhepol im Gegensatz zur Arbeit und so weiter.“ Das ist spannend.
Monika Heller: In der Sendung Monikas musikalische Reise auf Orange 94.0, dem freien Radio in Wien. Stefan Gfrerer war gerade zu hören und er hat sich nochmal zu Wort gemeldet. Recht hat er, Musik aus Österreich, ist sehr patriotisch, aber hat auch sehr so Country Western Klänge. Das Stück hieß auch, oder heißt auch Western Town.
Barrierefreiheit ist in der Praxis immer individuell
Ja, Studiogast Michael Sicher, Gründer des Online-Portals roomchooser.com Ja, ich weiß schon, was ich noch fragen wollte, diese Sache mit den Hotelzimmern. Wenn ich jetzt ein Hotelzimmer suche, als Reisender mit eingeschränkter Mobilität, muss mich nicht mehr durch alle möglichen Angebote durch suchen und so. Da gehe ich auf Deine Webseite und finde das leicht was ich brauche. Welche Kriterien sind denn wichtig, oder was recherchierst Du? Was muss ein Hotel können, damit es bei Dir Gefallen findet und auf Deiner Website landet?
Michael Sicher: Generell muss natürlich wirklich die Barrierefreiheit gegeben sein und dann, wie ich schon anfangs gesagt habe, ist es wirklich eine sehr individuelle Sache. Natürlich gibt es die diversen Ö-Normen, wo auch für den Tourismus empfohlen wird, wie barrierefreie Standards auszusehen haben und so weiter. Aber das heißt ja noch immer nicht, dass ich in der Praxis damit zurechtkomme. Zum Beispiel ist die Unterfahrbarkeit des Bettes mit einem Hebelifter nur eine Empfehlung, das heißt aber nicht, dass es im jeden barrierefreiem Zimmer so ist. Wenn ich irgendwo lese, es gibt Haltegriffe, heißt das auch noch nicht, dass ich weiß, wie sie angebracht sind, und ob ich damit zurechtkomme.
Manche Menschen tun sich leichter, sich von der rechten Seite hinüber zu heben, manche von der linken Seite und so weiter. Und da ist die, meiner Meinung nach einfachste Lösung, einfach Fotos zu zeigen. Weil andererseits gibt es „Zertifizierungen“, aber ich will als Gast nicht ein Dokument mit fünf Seiten durchlesen, wo jetzt wirklich genau steht, wie hoch das Waschbecken ist und so weiter. Wenn ich Fotos sehe, tue ich mir leicht und kann es einschätzen. Mein Ziel mit roomchooser.com ist es, dass es einfach eine ganz normale Buchungsplattform ist, die nur ein besonderes Angebot hat. Sie ist auch nicht so ausgelegt, dass jetzt großartig überall ein Rollstuhlsymbol blinkt, und so weiter. Sie soll einfach Normalität sein. Für mich ist es wichtig, denn die ganz große Vision von roomchooser.com ist es, zu einer Welt beizutragen, wo jeder die Möglichkeit und vor allem auch die Mittel hat, um die Welt zu bereisen und dorthin fahren zu können, wo er auch wirklich hin will.
Zuerst Wien, dann der Rest der Welt
Im Moment ist es ja auch so, man fährt eigentlich manchmal nicht dorthin, wo man wirklich hin will, sondern dorthin, wo man weiß, dass es gerade funktioniert, weil es schon jemand ausprobiert hat. Aber ich denke mal, wenn ich jetzt sage, ich will nach New York und finde dort ganz einfach ein Zimmer, dann soll es genau so sein. Das wird wahrscheinlich noch länger dauern, darum ist der Schwerpunkt jetzt einmal in Wien, um wirklich jedes Angebot noch zu erweitern und vielleicht noch Lokaltipps dazu zu nehmen, Informationen über Sehenswürdigkeiten und so weiter. Und dann eben entsprechend auszubauen, wenn das Ganze läuft, oder sich ein Investor findet.
Monika Heller: Auf jeden Fall ist es so, wenn Du alle Kriterien ausgearbeitet hast und diese Struktur, dann ist es ja auf andere Hotels und andere Städte und Länder übertragbar. Also so kann das gehen. Das Bett von rechts zugänglich, von links zugänglich, Hebelifter verwendbar, Haltegriffe, Behindertenparkplatz. Ja, Du hast ja jetzt eine längere Liste.
Da ist mir eingefallen: Ein Musiker, Reggie Weston, der leider schon von uns gegangen ist. Ein amerikanischer Musiker, der sehr spät seine afrikanischen Wurzeln, also real dann in Afrika, entdeckt hat, oder relativ spät. Er war über zwei Meter groß und da hat mal Christoph Huber, der künstlerische Leiter des Jazzclub Porgy & Bess, erzählt, dass sie sich immer sehr um Reggie Weston bemüht haben und sehr nett waren. Sie haben auch alles getan, dass er sich wohlfühlt. Und sie haben wirklich ein riesen, ein ganz langes Bett im Hotelzimmer, XXL Kingsize, mit noch einem Zusatzbett am Ende, also am Fußende, organisiert. Das heißt, es wurde immer alles getan, damit er sich wohlfühlt.
Ich habe schon auch in dem Newsletter, der verschickt wurde, in Ankündigung der Radiosendung heute mit Michael Sicher, Musik angekündigt. Die kommt gleich, nicht jede, die ich angekündigt habe, aber spezielle Musik.
Reisen mit persönlicher Assistenz
Noch eine Frage: Das mit dem Reisen. Reisen ist ja für viele Menschen möglich, oder sogar grenzenloses Reisen. Deine persönliche Assistenz hat ja auch, quasi dann die Möglichkeit mit Dir zu reisen. Das heißt, Du machst kleinere Reisen, von vielleicht ein, zwei, drei Tagen. Dafür ist es leichter jemand zu finden, als jemanden, der vielleicht zwei Wochen mit Dir unterwegs ist. Aber irgendwo ist es ja schon noch so eine Möglichkeit, eben was zu sehen.
Michael Sicher: Genau. Und ich denke eben, im näheren Umkreis gibt es soviel zu sehen und da ist einfach sehr viel möglich.
Monika Heller: Sie haben eben auch eine Möglichkeit.
Michael Sicher: Ja, genau. Also, wenn man natürlich Glück hat und Assistentinnen hat oder findet, die dann vielleicht sagen: „Okay, da wollte ich auch schon immer mal hin“ , ist es natürlich von Vorteil, weil man dann eben gemeinsam eine Stadt oder so entdecken kann und das ist natürlich eine gute Lösung für beide.
Monika Heller: Und kann es doch einmal sein, dass Du im best case zwei Assistentinnen mit hast und die eine geht gerade dann auf Shopping ganz alleine und die andere, weiß nicht, macht etwas anderes? Und die andere kümmert sich um Dich und die wechseln sich ab, oder drei, vier?
Michael Sicher: Genau. Aber nein, drei, vier Assistentinnen wären ein Luxus. Zwei sind schon viel, aber es hängt natürlich von der Dauer ab, Wenn man jetzt einmal, was weiß ich, 16 Tage oder so irgendwie in Amerika ist, muss es natürlich sein, dass zwei mitfahren, damit sie sich abwechseln können. Das funktioniert auch immer sehr gut. Vor drei, vier Jahren gab es eine Konferenz in Montreal zum Thema barrierefreies Reisen, wo es wirklich nur zwei Tage darum ging. Und da war ich mit zwei Assistentinnen, also einem Assistenten und einer Assistentin. Sie hat zum Beispiel, wenn sie am Tag frei gehabt hat, ihre Freundinnen und Bekannten besucht. Und er hat sich die Stadt angesehen am Abend, wenn er frei hatte. Also es war eine tolle Mischung, die für alle gepasst hat.
Monika Heller: Sehr schön. Ja, und jetzt sind es zwei Herren. Er ist nicht da, aber da waren zwei Herren, die für Michael Sicher singen werden. Also sie singen jetzt schon aus dem Paradies, aber sie sind zu zweit und ich hoffe, es wird gefallen. Ja und, der Titel ist Young at Heart, weil ich habe auch das Gefühl, lieber Michael, dass Reisen, auch wenn Du nicht ununterbrochen auf Reisen oder auf Achse bist, oder organisierst, auch jung hält.
Michael Sicher: Ich hoffe. ;-)
Persönliche Assistenz Vorort
Monika Heller: Frank Sinatra. Das ist wirklich, bei uns mit dieser Wolke, wenn ich da Musik spiele, muss ich immer daran denken, dass ich dann wieder herunter schiebe, weil es... War das zu hören? Sei still, die Sissi Kraner vom Opernbesuch? Na gut, okay. Also, jetzt, das war Frank Sinatra und Charles Aznavour gemeinsam Young at Heart für unseren Studiogast Michael Sicher von roomchooser.com. Und lieber Michael, es hat gerade jemand angerufen, während der Musik, und hat zwei Fragen gestellt, betreffend der persönlichen Assistenz. Und zwar, ob das zum Beispiel, wenn Du verreist, auch jemand sein kann, den Du dann erst Vorort buchst? Also muss es immer jemand sein, mit dem Du schon eingespielt bist? Oder kann es auch jemand neues sein? Und dann eben, ob es auch eine Möglichkeit gibt, oder in Anspruch genommen wird, Vorort jemanden zu buchen, sozusagen?
Michael Sicher: Das ist eine sehr individuelle Frage und Angelegenheit. Bei mir wäre es so, dass ich eigentlich nur mit jemanden fahren würde, mit dem ich wirklich schon Erfahrung habe, wo ich weiß, wie es funktioniert. Weil es geht ja auch darum, dass die Handgriffe sitzen und so weiter. Aber ich denke, je flexibler jemand ist, desto einfacher ist es, auch jemanden zu nehmen, den man noch nicht kennt und schnell einschult. Es gibt ja auch die Möglichkeit, wenn jetzt zum Beispiel jemand im Rollstuhl nach Wien kommt, dass er sagt: „Okay, ich brauche vielleicht am Abend ein, zwei Stunden Hilfe beim Duschen und so weiter.“ Und kann sich jemanden organisieren. Wie gesagt, ganz individuell, aber es ist sicher beides möglich.
Reiseziele zum Träumen
Monika Heller: Ja, vielen Dank. Also ich hoffe, die Frage, die zwei Fragen sind damit beantwortet. Jetzt haben wir schon viele Themen besprochen, also die Ausstattung von Hotelzimmern, das Thema auch so ein bisschen persönliche Assistenz, Deine Reisen. Warst Du schon einmal - Du wirst wahrscheinlich auch wieder Nein sagen - in Batumi?
Michael Sicher: Nicht einmal, wenn ich wüsste, wo das ist. (-:
Monika Heller: Aber denke nach: „Vielleicht habe ich etwas vergessen, vielleicht war ich da mal dort, als Kind?“ Wer weiß es? Batumi ist ein Ort an der Ostküste des schwarzen Meeres, ist eigentlich Allgemeinbildung. Aber gut, ich habe es ja auch nicht gewusst, also sind alle wieder entschuldigt.
Ich halte eine schöne CD in Händen. Die Gruppe mag ich sehr gerne, Quattro Nuevo. Da haben sie ein Stück, dass sich die Reise nach Batumi nennt. Und da ist zu lesen, es ist eine Hymne für einen Ort an der Ostküste des Schwarzen Meeres. Jason segelte mit seinem Argonauten Gefährten in einer höchst abenteuerlichen Irrfahrt dorthin, stahl, wie wir alle wissen, das goldene Fließ, brachte es nach Griechenland zurück, also nach Griechenland ist übertrieben. Und dann schreiben die Mitglieder der Formation Quattro Nuevo: „Wir haben es nie bis nach Batumi geschafft, also Kollegen, aber vielleicht ist es gar nicht so schlimm, denn die Sehnsucht nährt die Träume.“
Gibt es Reiseorte, von denen Du derzeit noch träumst, oder einen Reiseort, wo Du denkst: „Das wäre es.“ Gibt es so einen Fantasie-Reiseort, oder einen richtigen Sehnsuchtsort auf der Erde, gut auf dem Mars gibt es vielleicht auch schon Möglichkeiten. Bist Du so abenteuerlustig?
Michael Sicher: Ich glaube, auf dem Mars wird mir zu wenig Unterhaltung geboten.
Monika Heller: Ja, Spielcasinos gibt es da noch keine.
Michael Sicher: Was mich generell wieder einmal interessieren würde, ist Dresden, weil es mir sehr gut gefallen hat.
Monika Heller: Ein bescheidener Studiogast.
Michael Sicher: Das ist ein Ort, den ich gerne wiedersehen würde. Dann finde ich, muss Chicago total interessant sein. Es gibt schon noch einige Orte. Und was mich auch besonders interessiert, ist es eine Kreuzfahrt zu machen.
Monika Heller: Mehr Mittelmeer, mehr Norden, mehr Süden, mehr Frische, mehr Hitze?
Michael Sicher: Also Frische auf keinen Fall. Hitze ist interessant, aber ich denke so Richtung Norden bis Großbritannien, oder so. Das wäre eine interessante Destination. Es muss nicht gleich Karibik sein beim ersten Mal, aber man wird sehen.
One-man-Show mit Leidenschaft
Monika Heller: Jetzt nähern wir uns mal dem Schwarzen Meer. Ja, die Musik klingt ganz schön abenteuerlich, diese Reise nach Batumi mit den Quattro Nuevo. Wir sind fast am Ende unserer Sendung, heute mit Michael Sicher und seinen Reiseerlebnissen, seinen Reiseplänen und seinem Online-Portal roomchooser.com. Gibt es bei Dir auch eine Art von Blog oder Newsletter, oder so was, oder eine Facebook-Präsenz?
Michael Sicher: Es gibt noch keinen Newsletter, weil der bedeutet viel Arbeit und im Prinzip bin ich doch eine One-Man-Show, die das Ganze aufzieht. Dann wird es ein bisschen knapp mit den Ressourcen. Aber natürlich ist es geplant. Jetzt geht es einmal primär darum, noch mehr Inhalt zu schaffen und mehr Hotels und mehr Informationen, die alles noch leichter machen können, auf das Portal zu bringen. Und da stecken meine Ressourcen drin. Wenn das alles passt, dann kommt bestimmt auch ein Newsletter.
Monika Heller: Ja, das muss nicht sein, da fühlen sich manche ohnehin ein bisschen belästigt. Aber es ist schon gut, wer es halt will. Denn eine regelmäßige Information ist wieder ganz angenehm. Es steckt viel, viel Arbeit dahinter. Das vergisst man oft, wenn man so was sieht.
Nein, nein, es ist viel Arbeit und es ist auch sehr schön aufbereitet, hat mir gut gefallen. Und Deine nächsten Reisepläne?
Michael Sicher: Also kleine Reisen sind wirklich, wie ich vorher erwähnt habe, eher Richtung München, oder Budapest. Und wahrscheinlich wird es dann im Herbst eine Kreuzfahrt.
Monika Heller: Okay, also große Pläne. Lieber Michael Sicher, lieber Michael, herzlichen Dank für das Kommen in das Studio und alles Gute für alle Reisen, für alle Aktivitäten.
Michael Sicher: Herzlichen Dank für die Einladung! Es war eine tolle Stunde und hat mich sehr gefreut. Und es war eine tolle Musikauswahl.
Monika Heller: Dankeschön, natürlich ist diese Stunde auch nach zuhören, wird dann gleich, heute oder morgen, ins Archiv gestellt. Unser Archiv, das Archiv der freien Radios. Ich wünsche allen Hörern, Hörerinnen einen schönen Nachmittag mit Orange 94.0, dem freien Radio in Wien, und einen schönen Start in den Sommer. Nein, Sommer ist eh schon, zum Abschluss Summerwind und Michael danke und bis bald und Dir auch einen ruhigen Nachmittag natürlich.