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Wien, am 31. Dezember 2023
Liebe Reisende, liebe Hoteliers, liebe für den Tourismus in Österreich Verantwortliche,
seit 2014 habe ich mich aus Überzeugung dafür eingesetzt, Menschen mit eingeschränkter Mobilität das Reisen zu erleichtern und alles getan, um die Hotellerie auf diese wichtige Zielgruppe aufmerksam zu machen, damit Reisende und Hotels gleichermaßen davon profitieren können.
Eine lange Reise mit zahlreichen Herausforderungen und schönen Erlebnissen begann mit meiner Vision, überall auf der Welt ganz leicht ein barrierefreies Hotelzimmer buchen zu können, damit alle reisen können, wohin sie wollen. Sehr viel Herzblut, Zeit und Geld sind in die Entwicklung und das Bekanntmachen von roomchooser geflossen.
Leider musste ich erkennen, dass sich das Interesse in Österreich an barrierefreiem Tourismus von politischer Seite, diversen Organisationen und Vereinigungen bis hin zu Hotels, vorsichtig formuliert, in Grenzen hält. Um es mit dem Grundtenor vieler Termine und Jury-Feedbacks auf den Punkt zu bringen: „roomchooser ist ein tolles Projekt, das man unterstützen müsste. Und Ihre Energie und Ihr Engagement sind bewundernswert.“ Aber es waren nur Lippenbekenntnisse, während in anderen Ländern ähnliche Projekte laufend Investitionen und Unterstützung finden. Aber wir wissen ja, „Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Wien. Dort passiert alles zehn Jahre später.“ Vielleicht kommt in Österreich doch noch die Zeit, in der unser „Tourismusland“ barrierefreiem Tourismus einen Stellenwert einräumt.
Als ich schließlich beschloss, Hotels von roomchooser zu nehmen, die Anfragen von Gästen nur auf Nachfrage oder überhaupt nicht beantworten, trennte sich die Spreu vom Weizen. Am Ende gab es nur mehr eine Hand voll Hotels in Wien von denen ich mit gutem Gewissen sagen kann, dass sie Gäste mit Behinderung wertschätzen.
Ich habe mein Bestes getan und weiß, dass ich zumindest einigen Gästen die Planung ihres Aufenthalts in Wien leichter machen und Ihnen weiterhelfen konnte. Ich habe es gerne getan. Nur kann und will ich nicht länger gegen Windmühlen kämpfen und dafür ein Reisebüro-Gewerbe aufrechterhalten müssen, während die, die eigentlich in der Verantwortung stehen, ihren Kopf in den Sand stecken.
Trotzdem setze ich mich weiterhin für Barrierefreiheit ein. Wenn du Wien barrierefrei erleben willst, findest du auf equallywelcome barrierefrei Angebote, wo du herzlich willkommen bist.
Ein großes Danke geht an alle, die mich auf dieser Reise begleitet und unterstützt haben. Und an jene, die mir bei dieser schweren Entscheidung, dieses Kapitel abzuschließen, zur Seite gestanden sind. Sie alle wissen, dass sie gemeint sind.
Herzlichst,
Michael (Sicher)